Nach fast zwei Jahren werden wir, Gospelboat, heute wieder ein Konzert geben. Durch die Corona-Pandemie konnten wir seit März 2020 entweder gar nicht oder nur unter besonderen Bedingungen proben. Konzerte waren bislang gar nicht möglich. In den letzten Wochen hat sich die „Corona-Lage“ wieder verschärft, sodass es im Vorfeld zahlreiche Diskussionen darüber gab, ob ein Konzert und die anschließende Weihnachtsfeier überhaupt möglich und sinnvoll wären.

Viele Sängerinnen und Sänger haben sich dagegen entschieden, sodass heute nur ca. ein Drittel des Chores anwesend sein wird. Wir haben uns darauf geeinigt, uns nicht wie sonst im Treppenhaus des Pastorats einzusingen, sondern direkt in der Kirche, da dort mehr Raum ist.

Ich komme an der Kirche an, will wie immer durch den Seiteneingang gehen und stelle (nicht unerwartet) fest, dass dieser verschlossen ist. Ein Mann tritt aus dem Eingang des Gemeindehauses und ruft, dass der Eingang wegen der neuen Bestimmungen verschlossen sei. Heute gilt die sogenannte „2G“ Regel, d.h. nur wer geimpft oder genesen ist, darf am Basar oder Konzert teilnehmen.

Ich gehe also durch diesen Eingang, zeige den Impfnachweis vor und gelange durch unseren Probenraum in die Kirche.

Hier sehe ich schon einige Gospelboatler, die zum Teil gerade einen Schnelltest durchführen. Auch ich hole mir von Heiko ein Testset und setze mich dann auf die Bank. Der Test zeigt schließlich ein negatives Ergebnis. Heiko kommt nach einiger Zeit vorbei und schaut es sich an.

So, das ist damit abgeschlossen. Den Basar schaue ich mir allerdings heute nicht an, denn wenig später beginnt das Einsingen.

Da sich schon etliche Zuhörer in der Kirche befinden (mehr als erwartet!), singen wir nach den Einsingübungen nicht die im Konzert geplanten Weihnachtslieder, sondern nur kurz „Sing a new song“ für den Soundcheck. Wir stehen heute aufgrund der dezimierten Sängerzahl nur in zwei Reihen. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes überschaubar.

Pastor Uwe Kraupner begrüßt uns und das Publikum. Er betont, wie sehr er sich über die heutige Veranstaltung freue, da im vergangenen Jahr durch Corona alles ausgefallen sei.

Das Konzert beginnen wir heute mit Michael row the boat ashore, einem sehr alten Gospel.

Danach tritt Gloria vor das Mikrophon und begrüßt als Vorsitzende unseres Vereins ebenfalls die Zuhörer. Sie liest dazu noch einen kleinen adventlichen Text vor. Es folgen dann Glory hallelujah, he is born und The christmas way.

Für dieses Konzert habe ich tatsächlich die Texte der Weihnachtslieder endlich auswendig gelernt. Nur bei „Glory hallelujah“ habe ich Schwierigkeiten. Jetzt lausche ich der Ansage und vergesse dabei, mir die Noten zu holen. Tja, da muss ich jetzt durch.

Nach Mary did you know bin ich mit meiner Ansage an der Reihe. Ich erzähle, dass ich angesichts der gestrigen Nachrichten (eine neue Virusvariante namens Omikron) das Gefühl gehabt hätte, das Licht am Ende des Tunnels würde langsam schwinden.

Die Zeit ist für uns alle schwierig, aber ich muss auch immer an die Menschen denken, die den zweiten Weltkrieg miterlebt haben, z.B. meine Eltern und Großeltern. Sechs Jahre Unsicherheit, Angst und auch Gewalt. Wir befinden uns im zweiten Jahr der Pandemie und mir persönlich kommt es schon sehr lang vor. Vielleicht ist es nicht schlecht, uns daran zu erinnern, dass es uns trotz allem gutgeht.

In dem nachfolgenden Lied Glorious kingdom geht es jetzt um die Geburt Jesu, heute für uns verbunden mit der Hoffnung, dass wieder unbeschwerte Zeiten kommen werden.

Das letzte Konzert ist wie gesagt lange her, und während des Solos von Shout for joy kämpft Thomas mit dem Text. Über seine Grimassen amüsieren sich Chor und Publikum und vielleicht deswegen bekommt das Stück gefühlt den meisten Applaus.

Dann erzählt Bente, dass das nun folgende Weihnachtslied Feliz navidad von José Feliciano in fünf min geschrieben worden sei. Jedenfalls hätte sie das gelesen. Anschließend folgt Happy christmas (war is over) von John Lennon und Yoko Ono. Dieses Weihnachtslied singen wir heute zum ersten Mal. Bente spricht von Welturaufführung. Ich mag es sehr und auch den Zuhörern scheint es zu gefallen.

Vor einigen Wochen haben einige SängerInnen von Gospelboat in dieser Kirche am Friedensgottesdienst teilgenommen. Gesungen haben wir dort u.a. Peace be unto you, was wir auch heute singen. Es ist ein getragenes stimmungsvolles Stück und passt auch sehr gut in die Adventszeit, finde ich. Und dann folgt -von Bärbel angesagt- Jesus, Jesus Majesty, wobei sie auch gleich den Solopart übernimmt.

Angelika kündigt jetzt auch schon das letzte Lied an, es ist das Gospel Medley. Sie bemerkt, dass sich darin aber gleich mindestens drei Gospels befinden würden. Nach diesem 6-Minuten-Lied erfolgt begeisterter Applaus des Publikums. Heiko, unser Chorleiter tritt vor das Mikrofon und berichtet, dass der Chor trotz der langen Corona-Pause im Großen und Ganzen immer noch zusammen sei. Er erzählt, dass wir mit Rücksicht auf die aktuelle Lage für das heutige Konzert nur 45 min eingeplant hätten, diese seien jetzt um. Wir könnten aber noch ein Lied singen. Die Zuhörer stimmen freudig zu.

Und so erklingt zum Abschluss How great is our God.

Und das war auch schon das erste Konzert nach so langer Zeit! Viele von uns lassen den Abend noch bei einem Weihnachtsessen ausklingen.

Gaby von der Heydt