Foto: Peter Michael Möhring (Gospelboat gemeinsam mit dem Höchstädter Kirchenchor)

 

30.09. 2017, Kiel, Wilhelmplatz, kurz vor 8:00:

Heute macht sich Gospelboat auf den Weg nach Franken! Die letzten Sänger trudeln am Bus ein, die Technik ist bereits verladen. Nachdem die restlichen Gepäckstücke einsortiert sind, geht es los.

In Neumünster sammeln wir noch weitere SängerInnen ein und vor allem unseren Chorleiter. Dann beginnt endgültig die Reise. Nach ein paar Stunden wird hinten im Bus gesungen. Hauke und Gloria begleiten engagiert mit ihren Ukulelen.

Der Verkehr auf der A7 ist dicht, an diesem verlängerten Wochenende sind viele unterwegs und wir hangeln uns ein bisschen von Stau zu Stau. Statt um 18:00 treffen wir erst gegen 19:00 in der Don-Bosco-Jugendherberge ein.

Dort erwartet uns bereits unser ehemaliger Sänger Jörn, der neben Gaby G., Bettina und Ulrike B. einen großen Anteil an der Organisation dieser Reise hat. Er heißt uns willkommen. Auch Mini ist da, ebenfalls ein ehemaliger Mitsänger und treuer Begleiter, obwohl er seit vielen Jahren in München wohnt. Freude auf allen Seiten!

Wir richten uns kurz in der Jugendherberge ein und machen uns wenig später zu Fuß auf den Weg zu einem indisch-fränkischen Restaurant (was für ein Mix!), in dem bereits Essen für uns vorbestellt wurde. Das tut gut nach diesem langen Tag. Nach dem Rückweg in die Jugendherberge falle ich nahezu sofort ins Bett, während einige von uns im Keller noch fröhlich feiern, wie ich am nächsten Tag erfahre.

Nach dem Frühstück setzen wir uns wieder in den Bus, der fast direkt vor der Tür steht. Jörn ist auch bereits da und betätigt sich als Reiseleiter auf einer kleinen Rundfahrt durch die Umgebung. Leider ist es etwas diesig und grau an diesem Vormittag, aber die schöne Landschaft können wir trotzdem erkennen. Vorbei am „Walberla“, einem hier als Ausflugsziel sehr bekannten Hügel/Berg fahren wir Richtung Höchstadt. Wir hören und sehen, dass es in der Gegend sehr viele Fischweiher gibt. Die Karpfenzucht ist in Franken sehr verbreitet, so dass auch in den meisten Restaurants entsprechende Gerichte angeboten werden. Apropos Essen: Es wandert bereits wieder eine Liste durch den Bus, damit das Essen für heute Mittag vorbestellt werden kann, auch hier findet sich der besagte Karpfen in verschiedenen Varianten. Ich entscheide mich dafür.

In Höchstadt nimmt uns Jörn auf einen Stadtrundgang mit. Wir bewundern zahlreiche alte Häuser, die Stadtmauer und hören viel über Brauereien. Überhaupt redet Jörn viel und gern über das fränkische Essen, das Bier und den aus seiner Sicht leckeren selbst gebrannten Schnaps. ;-) Wir unterhalten uns sogar über das Reinheitsgebot.

Später fahren wir zu einem Gasthof in der Nähe. Da dann doch vergessen wurde, das Essen vorzubestellen, dürfen wir alle nochmal in die Karte schauen. Ich entscheide mich spontan um…

Am Nachmittag steht ein Technik-Aufbau-Workshop in der Don-Bosco-Kirche auf dem Programm. Die Motivation hält sich auf allen Seiten in Grenzen. Ich selbst habe überhaupt keine Lust! Der Chor teilt sich in zwei Gruppen, Michael und Uwe sind die Anleiter. Ich bin in der Gruppe von Uwe und finde es überraschenderweise sehr spannend. Wir lernen eine Menge in der kurzen Zeit!

Heute Abend werden wir in dieser Kirche ein Konzert geben. Sie ist sehr groß und quadratisch. Zwischen Chor und Publikum befindet sich der Altar, das wird sehr ungewohnt sein.

Erstmals werden wir „Hallelujah“ aufführen. Beim Einsingen proben wir das Stück daher noch einmal. Prompt bricht Heiko ab, weil wir eine Stelle ausgelassen haben. Meine Noten liegen im Nebenraum und ich beschließe, sie beim Auftritt dabei zu haben.

Das Konzert beginnt. Der Pastor der Kirchengemeinde begrüßt das Publikum und den Chor. Anschließend richtet auch Gaby G., gebürtige Fränkin, einige Worte an die Zuhörer und stellt dar, dass es für sie ein besonderes Konzert ist, da auch einige Freunde von ihr im Publikum sitzen.

Foto: Katja Reinhardt

 

Das Konzert nimmt seinen Lauf. Die Zuhörer wirken wohlwollend, aber etwas verhalten. Die Premiere von Hallelujah klappt jetzt im „Ernstfall“ tadellos! Nach einer Stunde steigt langsam die Stimmung. Am Schluss des Programms steht das Publikum in den Bänken, so dass wir letztlich all´ unsere drei Zugaben singen! Die Zuhörer sind offenbar begeistert und auch für uns war es ein schönes Konzert.

Es folgt der Abbau und es ist der wohl schnellste Abbau aller Zeiten. Jeder weiß, was zu tun ist. Also, der Workshop hat sich wirklich gelohnt! :-)

Beschwingt kehren wir in die Jugendherberge zurück. Auch ich gehe heute noch mit in den Partykeller. Naja, der Ausdruck ist übertrieben, es ist eher ein nüchterner Raum. Singen dürfen wir hier auch nicht mehr, da es schon spät ist. Aber wir sitzen noch gemütlich zusammen. Ich verabschiede mich allerdings schon nach einiger Zeit, ich muss meine Kräfte für die nächsten Tage schonen. Viele andere haben da deutlich mehr Kondition.

Am nächsten Tag steht Bamberg auf unserem Programm. Pünktlich um 9:30 machen wir uns auf den Weg, erneut per Bus. Etwa eine halbe Stunde später erreichen wir die Stadt. Geplant ist jetzt ein Stadtrundgang und eine kleine Domführung, wieder unter der Anleitung von Jörn und diesmal zusätzlich mit seinem Freund  Georg oder wie man in Franken sagt, „Schorsch“.

Ich klinke mich an dieser Stelle mit meiner Schwester und Familie aus. Auf unserem Plan steht ein Verwandtenbesuch. Ich bin etwas hin- und hergerissen: Zum Einen würde ich mir gern diese wunderschöne Stadt ansehen, zum Anderen genieße ich es auch, bei sehr netten Menschen in einem bequemen Schaukelstuhl zu sitzen. Um 13:00 treffe ich mich mit den Chorleuten wieder am Bus. Auf der Taxifahrt dorthin erzählt mir der Fahrer noch etwas über Bamberg. Im Bus sehe ich ein paar Fotos von der Stadt und bin beeindruckt.

Wir fahren jetzt zu einem Restaurant in Höchstadt. In dieser Stadt findet heute Abend unser zweites Konzert statt. Es ist wiederum ein sehr ansprechendes Restaurant und ich habe nette Gesellschaft an meinem Tisch. Heute gibt es bei vielen Salat, so auch bei mir. Ich sehe aber auch wieder diverse fränkische Gerichte, so wie „Schäuferla“, ein riesiges Stück Fleisch mit viel Fett und Kruste. Nein, danke…

Anschließend geht es auf zur Kirche. Dort angekommen, empfangen uns schon einige Leute vom Kirchenchor mit einem tollen Kuchenbuffet! Zuerst steht aber erneut der Aufbau der Technik an. Und wieder geht es sehr schnell. Jeder packt mit an, alle kennen zumindest einen Teil des Aufbaus. Ich konzentriere mich auf den Anschluss der Instrumente, zusammen mit einigen anderen. Ratz fatz steht die Anlage und jetzt heißt es Kuchenessen. J Der restliche Kirchenchor trudelt langsam ein und um 17:00 beginnt unsere gemeinsame Probe. Ich vermisse noch meine Schwester, die mit ihrer Familie per Zug und Bus schon hier sein sollte.

Wir proben die Stücke, die wir später zu Beginn des Konzerts gemeinsam vortragen werden und zwar „Freedom is coming“, „Peace be Unto You“, “Gabriellas Sång” und “Praise the lord”.

Es klappt recht gut. “Gabriella” zeichnet sich heute dadurch aus, dass der Kirchenchor es auf Deutsch und wir parallel auf Schwedisch singen. Ich bin neugierig auf den deutschen Text und muss mich jetzt sehr konzentrieren, nicht zu sehr auf die anderen zu achten.

Inzwischen ist auch meine Schwester samt Familie eingetroffen. Der Bus fährt offenbar nicht bis Höchstadt…

Um 19:00 beginnt das Konzert. Diese Kirche (evangelisches Pfarramt Höchstadt) ist deutlich kleiner als die gestrige. Die Anzahl der Zuhörer ist in etwa gleich, aber die Kirche ist voll. Jörn begrüßt das Publikum und erzählt etwas zum Hintergrund dieser Reise.

Die ersten vier Lieder gemeinsam mit dem Höchstädter Kirchenchor klingen gut. Wie immer ist es etwas Besonderes, in einem noch größeren Chor zu singen! Der Klang ist beeindruckend, jedenfalls aus meiner Perspektive in der letzten Reihe.

Im Namen von GOSPELBOAT begrüßt Gaby G. das Publikum. Sie outet sich als geborene Fränkin und gibt auch ein paar fränkische Sätze von sich. Zum Abschluss signalisiert sie mit den Worten, „aber ich möchte nicht zu viel schnacken“, dass sie mittlerweile auch die norddeutsche Sprache verinnerlicht hat. Wir starten mit Michael row the boat ashore.Es folgt ein ähnliches Programm wie gestern. Einige Lieder lassen wir aus Zeitgründen weg.

 

Foto: Peter Michael Möhring

 

Von Anfang an ist das Publikum bei uns. Natürlich macht sich bemerkbar, dass auch ein Chor unter den Zuhörern ist! Die Stimmung ist großartig und ich merke plötzlich einen Energieschub.  Es macht wirklich Spaß!

Nach dem offiziell letzten Song Yes I´m coming home  bringen die Zuhörer ihre Begeisterung deutlich zum Ausdruck, indem sie sich von den Plätzen erheben und begeistert klatschen.

Natürlich singen wir gerne noch unsere drei Zugaben. Nach unserem letzten Lied Born again bittet unser Chorleiter erneut den Höchstädter Chor auf die Bühne, um gemeinsam noch einmal Peace be Unto You zu singen. So geschieht es und währenddessen verlassen beide Chöre durch den Mittelgang die Kirche.

Was für ein schöner Abend! Und er ist noch nicht zu Ende. In Windeseile bauen wir die Anlage ab, es wartet nämlich schon ein sehr ansprechendes Buffet im Nebenraum und natürlich haben wir alle großen Hunger! Zuerst muss jedoch die Anlage noch im Bus verladen werden. Draußen regnet es. Einige Gospelboatler haben sich wie gewohnt bereits zum Essen nieder gelassen. Sie werden aber zum Verladen dazu „gebeten“ und jetzt geht es ganz schnell.

Anschließend können sich alle das Essen schmecken lassen. Und das tun wir. Schön ist, dass sich beide Chöre wirklich mischen. Ich sitze auch mit Mitgliedern beider Chöre zusammen und unterhalte mich sehr gut.

Jörn und Gaby G. halten kurze Ansprachen, es wird gedankt und geschenkt und vor allem eine Gegeneinladung ausgesprochen!

Aufgrund der Fahrzeiten unseres Fahrers Mario (das Wort Busfahrer hat er uns verboten…) haben wir nicht ganz so viel Zeit und müssen schließlich gegen 22:20 Uhr aufbrechen. „Na, hoffentlich dauert es nicht so lange bis wir nach Kiel kommen“, meint ein Höchstädter, als ich mich verabschiede. Das ist wirklich zu hoffen.

Um 09:30 Uhr sitzen wir am nächsten Tag im Bus auf dem Weg zurück nach Kiel. Zum Glück sind wir eine halbe Stunde früher gestartet als geplant. Wir haben tatsächlich heute am Feiertag keinen einzigen Stau. Wir hören aber, dass es hinter uns einige Verkehrsbehinderungen gibt. Einige Unermüdliche singen hinten im Bus. Ich bin ziemlich erkältet und so geht es auch einigen anderen, daher versiegt der Versuch zu singen, schnell wieder.

Um 18:30 Uhr erreichen wir Neumünster, wo sich die ersten Gospelboatler verabschieden. Es ist zu spüren, dass die zurückliegenden Tage den Zusammenhalt des Chores erneut gestärkt haben. Einige Kieler gehen kurz mit aus dem Bus und verabschieden sich. Es wird viel umarmt und gewunken.

Um 19:00 Uhr erreichen wir schließlich Kiel. Die Einfahrt des Wilhelmplatzes ist verengt und so muss Mario uns an der Straße absetzen. Schnell laden wir das Gepäck und die Technik aus.

Was für ein erlebnisreiches Chorwochenende!

Gaby von der Heydt

 

P.S. Danke an Gaby Götz für ihre Anmerkungen und Ergänzungen, insbesondere hinsichtlich der fränkischen Besonderheiten.

Und, das möchte ich an dieser Stelle auch einmal erwähnen: Danke an meine Schwester Beate, die diesen Rückblick –und nahezu auch alle anderen- Korrektur gelesen hat.